Ein Juwel im Allgäuer Alpenvorland: Unsere Exkursion über den Hauchenberg-Grat Die Exkursion begann am Fuße des Hauchenbergs mit einem Anstieg durch den idyllischen Klammweg. Hier konnten die Exkursionsteilnehmer nicht nur das vor circa 20 Millionen Jahren abgelagerte Grundmaterial des Hauchenbergs näher in Augenschein nehmen – Süßwassermolasse, die vom Bach am Klammweg freigelegt wird - sondern mussten auch zahlreichen Alpensalamandern in Paarungsstimmung ausweichen, die ihnen bei der feuchten Witterung des Samstagvormittages vor die Füße huschten. Sobald man den Schluchtwald mit seinem feuchtkühlen Klima hinter sich lässt, beginnen die ersten, bei gutem Wetter sonnenbestrahlten Weideflächen – ein typischer Anblick für die trockenen Südhänge des Hauchenbergs, die traditionell als Weiden genutzt werden. Im Bergstättengebiet, sowie im ganzen Allgäu, hat die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft eine vielfältige Kulturlandschaft hervorgebracht. Durch Beweidung und Mahd sind offene Grünlandstandorte entstanden, die vielen seltenen, konkurrenzschwachen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten.
Landschaftspflege und Artenschutz am artenreichen Hauchenberg – Eine Besonderheit im Alpenvorland11/11/2021
Bürgermeisterin Martina Wilhelm (2.v.l.) macht sich ein Bild von den Pflegeflächen zusammen mit Sarina Thiel vom Landschaftspflegeverband (1.v.l.) und den Landschaftspflegern (v.l. nach r.) Christian Mayer, Peter Jäck und Andreas Mayer. Im vorderen Bereich ist der Farn nach zwei Jahren Pflege bereits sichtbar zurückgegangen. Im hinteren Bereich wird dieses Jahr erstmalig auch gepflegt. Der Landschaftspflegeverband und die Gemeinde Missen-Wilhams pflegen mit ortsansässigen Landwirten Weideflächen zum Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft und ihrer Artenvielfalt.
Die Borstgrasrasen am Hauchenberg stellen ein Juwel im Allgäuer Alpenvorland dar. Da der Höhenzug während der letzten Eiszeit wahrscheinlich eisfrei war, kam ihm als Rückzugsort unserer einheimischen Arten eine besondere Bedeutung zu. Auch heute bieten die trockenen Südhänge, die traditionell als Weiden genutzt werden und einen wichtigen Bestandteil der Kulturlandschaft im Bergstättengebiet bilden, einen Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Viele seltene Tagfalter, wie z. V. der Frühlings-Perlmuttfalter tummeln sich auf den Flächen, ebenso wie zahlreiche Orchideen und andere geschützte Blütenpflanzen. Man muss kein Biologe sein, um die hohe Biodiversität auf den Flächen wahrzunehmen. Doch dieses Paradies für Pflanzen und Insekten wurde in den letzten Jahren zunehmend gefährdet und drohte zu verschwinden. Großflächige Adlerfarn-Aufkommen und artenarme Strauch- und Baumbestände machten sich auf wertvollen Biotopflächen breit. Dies führte zu einer zunehmenden Beschattung der Magerweiden und zu einer Bedrohung der dort- vorkommenden Arten. Dieses Problem ließ sich nur durch Beweidung nicht mehr in den Griff bekommen, da Rinder den leicht giftigen Adlerfarn und die Gehölze nicht abfressen, sondern meiden. Daher wurde der Landschaftspflegeverband 2019 tätig, um in enger Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirten und Fördermitteln des Freistaates dem Artenschwund entgegenzuwirken und den wertvollen Magerrasen-Biotopverbund am Hauchenberg zu erhalten. Am Freitag, den 29.10.21 fand die Preisverleihung der 1. Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft statt, bei der gleich zwei Landschaftspfleger aus Buchenberg mit Gold ausgezeichnet wurden.
Im Mai gab Landrätin Indra Baier-Müller den Startschuss für die erste Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft. Erstmalig konnten sich Landwirte und Älpler aus dem gesamten Landkreis mit ihren artenreichen Wiesen und Weiden zur Wiesenmeisterschaft anmelden. Gesucht waren Kulissen, die einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt leisten und gleichzeitig gut in den landwirtschaftlichen Betrieb integriert sind. Mit dem Wettbewerb wollten die Veranstalter (Projekt Allgäuer Alpvielfalt, Biodiversitätsberatung des Landkreises sowie das Zentrum Naturerlebnis Alpin (Alpinium)) die besonderen Leistungen der Land- und Alpwirtschaft würdigen, mit denen sie einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz und das Allgäuer Kulturgut leisten. Auf die Sieger warteten Sachpreise und Goldbarren, die vom Landkreis Oberallgäu und der Sparkasse Allgäu gestiftet wurden. Bürgermeister Joachim Konrad und Geschäftsführerin Leonie Schaefer begrüßen die Teilnehmer der Jubiläumstour Am Freitagnachmittag (17.09.2021) feierte der Landschaftspflegeverband Oberallgäu-Kempten e. V. sein 25-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass lud der Verein seine Mitglieder, Förderer und Unterstützer aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutz zu einer Jubiläumstour ins Strausbergmoos ein. Während einer kurzen Moorexkursion konnten die Besucher viele seltene Pflanzen- und Tierarten, sowie Landschaftspfleger in Aktion bewundern, die im Rahmen der Landschaftspflege gerade wertvolle Streuwiesen mit Spezialmaschinen mähten. Der LPV kümmert sich seit 2011 um die Pflege und den Schutz des Strausbergmooses, das zu den national bedeutsamen „Elitemooren“ der bayrischen Alpen zählt. Während einer abschließenden gemütlichen Einkehr auf die Strausberg Alpe, blickten Mitglieder und Akteure der ersten Stunde, wie etwa Ernst Wirthensohn, Gebhard Kaiser, Karl Tannheimer, Peter Freytag und Herbert Seger auf die Anfänge des LPV zurück. Ein besonderer Dank ging an den ehemaligen Geschäftsführer Stefan Pscherer und an alle Landschaftspfleger, ohne die die Erfolge der vergangenen Jahre nicht möglich gewesen wären. Ein herzliches Dankeschön für die Berichterstattung zur Jubiläumstour: Natur- und Kulturlandschaft erhalten" von Josef Gutsmiedl vom 25.09.21, mit freundlicher Genehmigung des Kreisboten. 25-Jahre Landschaftspflegeverband Oberallgäu-Kempten e.V. von W. Schuhmeier in Ausgabe 39/2021, mit freundlicher Genehmigung des Allgäuer Bauernblattes. 25-Jahre Landschaftspflegeverband in der Region vom 09.10.21, mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung.
Hier die Berichte zur Kulisse: "Mähen für mehr Naherholung - Was hinter den Arbeiten am Bachtelweiher in Kempten steckt", von Frau Schellhorn, mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
und "Bachtelweiher - Dickicht weicht Blühwiesen" von Frau Knapp, mit freundlicher Genehmigung des Kreisboten
Am Freitagnachmittag (06.08.21) fand die vierte und diesjährig letzte BayernTourNatur-Exkursion in der Gemeinde Missen-Wilhams statt. Begleitet von der Landschaftspflegetruppe Missen, führte Kathrin Schratt rund 20 Moorinteressierte zum hochgelegenen Tuffenmoos im Ortsteil Wiederhofen und erklärte, weshalb unsere Moore große Aufmerksamkeit verdient haben. Nach dem Ende der letzten Eiszeit entstanden, speichern Moore seither große Mengen an Kohlenstoff und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Daneben wirken sie wie riesige Schwämme in der Landschaft (Hochwasserschutz) und dienen zahlreichen spezialisieren Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum (Artenschutz). Da Bereiche des Tuffenmooses im 20. Jahrhundert abgetorft wurden und folglich im Wasserhaushalt durch Entwässerungsgräben gestört waren, hat der Landschaftspflegeverband das Moor 2011 renaturiert. Peter Jäck, langjähriger Landschaftspfleger und Landwirt aus Missen, berichtete aus erster Hand, wie die Gräben mittels Bagger, holzarmierten Torfdämmen und viel Muskelkraft verschlossen wurden. Heute, nach 10 Jahren, hat sich das Moor hervorragend entwickelt, was am Torfmooswuchs gut erkennbar ist. Neben den Hintergründen und Details zur Landschaftspflege erfuhren die Teilnehmer, welche einzigartigen Strategien die Pflanzen und Tiere im Moor gefunden haben, um hier zu überleben: Beispielsweise holt sich der fleischfressende Sonnentau seine lebensnotwendigen Nährstoffe über den Fang von Insekten. Ein herzliches Dankeschön an die Gemeinde Missen-Wilhams und an unsere Landschaftspfleger für die gute Zusammenarbeit der letzten Jahre.
Am 01.08. konnte trotz des regnerischen Wetters die Exkursion zur Traufbergalpe stattfinden. Zahlreiche wetterfeste Interessierte kamen zur Spielmannsau, um von Wanderleiterin Gerda Kleinheinz geführt durch den Traufbachtobel zu den Weideflächen der Traufbergalpe zu wandern. Leonie Schaefer erläuterte die naturkundlichen Besonderheiten des artenreichen Gebietes und den Einsatz der Landschaftspflege. Franz Hage, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins, ergänzte die alpwirtschaftlichen Zusammenhänge und Richard Math, Vorsitzender der Rechtler Oberstdorf und Grundeigentümer, stellte die Bewirtschaftung der Flächen vor. Wer sich vom Wetterbericht nicht hat abschrecken lassen wurde zudem mit einem Blick auf die Wasserfälle am Talende und einer gemütlichen Einkehr an der Traufbergalpe belohnt. Herzlichen Dank an Familie Finkel für die nette Bewirtung und Busunternehmen Brutscher für den passgenauen Transport.
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