Ein Juwel im Allgäuer Alpenvorland: Unsere Exkursion über den Hauchenberg-Grat Die Exkursion begann am Fuße des Hauchenbergs mit einem Anstieg durch den idyllischen Klammweg. Hier konnten die Exkursionsteilnehmer nicht nur das vor circa 20 Millionen Jahren abgelagerte Grundmaterial des Hauchenbergs näher in Augenschein nehmen – Süßwassermolasse, die vom Bach am Klammweg freigelegt wird - sondern mussten auch zahlreichen Alpensalamandern in Paarungsstimmung ausweichen, die ihnen bei der feuchten Witterung des Samstagvormittages vor die Füße huschten. Sobald man den Schluchtwald mit seinem feuchtkühlen Klima hinter sich lässt, beginnen die ersten, bei gutem Wetter sonnenbestrahlten Weideflächen – ein typischer Anblick für die trockenen Südhänge des Hauchenbergs, die traditionell als Weiden genutzt werden. Im Bergstättengebiet, sowie im ganzen Allgäu, hat die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft eine vielfältige Kulturlandschaft hervorgebracht. Durch Beweidung und Mahd sind offene Grünlandstandorte entstanden, die vielen seltenen, konkurrenzschwachen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten. Hier erklärt Erich Krug, Geschäftsführer des BBV Oberallgäu, wie bedeutend das Miteinander ist. Nämlich ein Miteinander von Landschaftspflege und Landwirtschaft. Viele der artenreichen Weideflächen am Hauchenberg waren durch das großflächige Aufkommen von Adlerfarn und artenarmen Strauch- und Baumbeständen in Gefahr. Die anfallenden Maßnahmen zur Rettung dieses wertvollen Lebensraumes waren so umfangreich, dass der Landschaftspflegeverband und die Gemeinde Missen-Wilhams mit ortsansässigen Landwirten 2019 mit der Pflege der Weideflächen begannen. „Die Landschaftspflege sichert mit der Wiederherstellung bewirtschaftbarer Flächen auch die Existenzgrundlage für die Landwirtschaft“, weiß Erich Klug. Um eine Langfristigkeit sichern zu können, muss dennoch auch eine Wirtschaftlichkeit gegeben sein, da Naturschutzmittel allein nicht so viel Fläche erhalten können. Auf das Zusammenspiel und die Vielfalt kommt es also an – dies wird auch im Laufe der Exkursion immer klarer. Während die Teilnehmer anfangs an nährstoffreicheren Flächen vorbeikommen, die ab und an gedüngt werden und somit einen höheren Futtergehalt haben – also ideal für die Ernährung von Milchkühen sind – wandert man später an nährstoffärmeren Flächen vorbei. Dies wird vor allem auch an der Zusammensetzung der Pflanzenarten deutlich – von Rotklee dominierten Flächen hin zu den sogenannten „Kreuzblümchen-Borstgrasrasen“. „Borstgras ist eine typische Zeigerart magerer, saurer Flächen“, erklärt Dr. Sarina Thiel – Biologin beim Landschaftspflegeverband Oberallgäu – Kempten e. V.. Neben den Namensgebern Borstgras und Kreuzblümchen kommen hier noch zahlreiche andere Arten vor. Besondere Begeisterung untern den Exkursionsteilnehmern löste das Entdecken der Arnika aus, die insbesondere in der nördlichen Hälfte des Landkreises selten geworden ist, doch auf den mageren Flächen am Hauchenberg wieder zu blühen beginnt – und das, obwohl es noch recht früh im Jahr ist. Diese Flächen haben keinen allzu hohen Futterwert und sind daher für die Milchproduktion nicht geeignet, jedoch sind sie optimal für die Beweidung durch Jungvieh. Auch hier weist Erich Krug wieder auf die Bedeutung des Miteinanders hin, zum Beispiel von Tal- und Berglandwirtschaft: „Die Berglandwirtschaft ist ohne die Tallandwirtschaft nicht möglich. Das Jungvieh von Talbetrieben hält die Hanglagen und Alpflächen offen.“ Im weiteren Lauf der Tour kamen die Teilnehmer dann auch an Flächen vorbei, die im Rahmen der Landschaftspflege gepflegt werden. Obwohl immer noch Adlerfarn aufkommt, werden die Erfolge der letzten Jahre schon ganz klar sichtbar. Peter Jäck, Landschaftspfleger beim Landschaftspflegeverband und Landwirt in Missen-Wilhams, erklärt, wie die ortsansässigen Landwirte dem Adlerfarn durch harte Arbeit an den Kragen rücken: „Nur durch gezielte und mehrfache Pflegemahd mit einem anschließenden Abräumen der Flächen können der Farn reduziert und somit die Artenvielfalt wiederhergestellt werden“ – nicht wenig Arbeit bei ca. 12 ha Landschaftspflegefläche. Nur dank der einsatzkräftigen Pflege der Landwirte finden unter dem lichter werdenden Adlerfarn nun auch wieder andere, seltene Arten einen Lebensraum – neben der Arnika konnten zum Beispiel Blutwurz, geflecktes Knabenkraut, Fuchs-Knabenkraut und das Zweiblatt bewundert werden. Anschließend führte die Tour weiter über den Grat an blütenreichen Flächen mit Trollblumen und Knabenkräutern weiter zur Kling’s Hütte. Hier konnten die Exkursionsteilnehmer nun zum Abschluss die Produkte genießen, die unsere Kulturlandschaft hervorbringt, sowie den fabelhaften Ausblick ins Illertal. Während dort der Gletscher bis zu 1.000 m hoch ragte, war der Hauchenberg während der letzten Eiszeit eisfrei und somit ein Rückzugsort für viele Arten, die sich nach dem Ende der Eiszeit von dort aus wieder ausbreiten konnten. Eine wahre Arche… und ein wirklich ganz besonderer Berg, wie allen Teilnehmern während der Exkursion – die am Ende sogar noch einige Sonnenstrahlen bereit hielt – klar wurde. Hier der Bericht zur Exkursion: "Exkursion zeigt Juwel", mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung. Comments are closed.
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