Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbandes Oberallgäu–Kempten e. V. am 30.06.2022 im Adlersaal in Weitnau blickten der Verband und seine Mitglieder auf ein ereignisreiches Jahr 2021 zurück.
Die interne Neugliederung mit einem Wechsel der Geschäftsführung, neu gewählter Vorstandschaft und personellem Zuwachs wurde erfolgreich gemeistert – ebenso wie der Umzug in die neue Geschäftsstelle. Trotz erschwerter Bedingungen durch Corona haben sich die neue Vorstandschaft und der neu gewählte Fachbereit schnell gefunden und arbeiten sehr konstruktiv und effektiv zusammen. Der Verband freut sich sehr über die Aufnahme der neuen Mitglieder, insbesondere der Gemeinde Wildpoldsried. So sind nun bis auf drei Gemeinden alle Gemeinden des Oberallgäus Mitglied beim LPV. Dank eines erhöhten Beitrags der Gemeinden und der Stadt Kempten steht die Finanzierung des LPV nun auf einem sehr soliden Fundament. Zudem konnte der Verband letztes Jahr auf 25 Jahre erfolgreiche Landschaftspflegearbeit zurückblicken – was gebührend beim 25-jähriges Jubiläum auf der Strausbergalpe gefeiert wurde. Nach den letzten zwei turbulenten Jahren, in denen optimale Rahmenbedingungen für den Verband geschaffen wurden, möchte die Geschäftsstelle sich heuer mehr denn je der Landschaftspflege widmen und Projekte in einem Gesamtvolumen von 850.000 € in Angriff nehmen. Für die Artenvielfalt und den Erhalt der Kulturlandschaft werden so mit Hilfe von Fördermitteln des Freistaates Alpflächen entbuscht, Streuwiesen gemäht, Magerrasen gepflegt und Moore renaturiert. All dies wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der Mitglieder, Kooperationspartner und Landschaftspfleger nicht möglich, denen deshalb ein besonderer Dank zukommt. Hier die Berichte: "Erfolgreicher Umzug", mit freundlicher Genehmigung des Allgäuer Bauernblatt Ausgabe 28/22 , "Oberallgäuer Landschaftspfleger haben viel geplant" mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung und "850.000 Euro für neue Projekte – Landschaftspflegeverband blickt optimistisch in die Zukunft" mit freundlicher Genehmigung des Kreisbote Kempten.
Kathrin Schratt vom LPV erklärte, dass im Laufe der Erdgeschichte die Adelegg sowie die Nordwestflanke des Rauhensteins von den Eismassen der letzten Kaltzeiten verschont lieb, weshalb die Böden hier ein höheres Alter aufwiesen. Die somit tiefgründig verwitterten Böden seien verantwortlich für das Vorkommen des gelbblühenden Besenginsters. Die Gratlage des Höhenzuges, der sogenannte Rauhenstein, setzt sich wiederrum aus dem Konglomeratgestein Nagelfuh zusammen, welcher wohl in einer der Eiszeiten dort abgelagert wurde.
Die geologischen Gegebenheiten aber auch die landwirtschaftliche Nutzung erklären die vielfältigen Lebensräume der Bergkuppe: auf den anstehenden Nagelfluhfelsen gedeihen Frühlingsenzian, Thymian und Frühlings-Fingerkraut, in den Felsritzen fühlt sich der Braunstielige Streifenfarn wohl und auf den südexponierten Wiesen tummeln sich Flockenblumen und Knabenkräuter. Traditionell wurde der Höhenzug beweidet. Als vor einigen Jahren das Vieh fernblieb, kamen vermehrt Sträucher und junge Fichten auf, die für eine zunehmende Beschattung der wertvollen Fels- und Trockenstandorte sorgten.Vor 2 Jahren wurde deshalb in Kooperation mit der Gemeinde, dem Grundeigentümer und dem LPV OA-KE die Gratlage entbuscht und seither gemäht, um den licht- und wärmeliebenden Offenlandarten wieder Raum zu bieten. Das Ergebnis konnten die TeilnehmerInnen aus nächster Nähe bewundert: Neben zahlreichen Pflanzen zeigten sich Heupferdweibchen sowie eine große Zahl an Schmetterlingen, wie dem Schornsteinfeger. Deutlich wurde dabei, dass Artenvielfalt und Nutzung eng gekoppelt sind und Naturschutz nur mit unseren Landwirten funktioniert. Am Tag des offenen Naturparks im Naturparkzentrum konnten Groß und Klein bei uns vieles über die Allgäuer Moore lernen. "Wie heißt der Insektenfresser im Moor?", "Welchen chemischen Stoff speichern die Klimaschützer Moore?" oder "Welche Pflanze baut das Moor?" - mit den Antworten auf diese Fragen verließen die Besucher*innen unseren Stand. Neben dem Bestaunen von Torfmoosen und dem Erkennen von Moorpflanzen, gab es noch zahlreiche weitere spannende Dinge zu erleben - so konnten die Besucher*innen sich am Stand des Bauernverbandes beim Kuhmelken üben oder ihre Wiesen- und Insektenkenntnisse beim Bund Naturschutz auf die Probe stellen. Nach dem erfolgreichen Absolvieren der vielfältigen Mitmachaktionen, gab es bei den Junior-Rangern des Naturparks zum Abschluss eine Medaille aus Holz mittels Brennstempel zu gestalten.
Hier der Bericht: "Offener Naturpark lockt mit vielen Mitmachstationen nach Immenstadt-Bühl", mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung.
Ein Juwel im Allgäuer Alpenvorland: Unsere Exkursion über den Hauchenberg-Grat Die Exkursion begann am Fuße des Hauchenbergs mit einem Anstieg durch den idyllischen Klammweg. Hier konnten die Exkursionsteilnehmer nicht nur das vor circa 20 Millionen Jahren abgelagerte Grundmaterial des Hauchenbergs näher in Augenschein nehmen – Süßwassermolasse, die vom Bach am Klammweg freigelegt wird - sondern mussten auch zahlreichen Alpensalamandern in Paarungsstimmung ausweichen, die ihnen bei der feuchten Witterung des Samstagvormittages vor die Füße huschten. Sobald man den Schluchtwald mit seinem feuchtkühlen Klima hinter sich lässt, beginnen die ersten, bei gutem Wetter sonnenbestrahlten Weideflächen – ein typischer Anblick für die trockenen Südhänge des Hauchenbergs, die traditionell als Weiden genutzt werden. Im Bergstättengebiet, sowie im ganzen Allgäu, hat die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft eine vielfältige Kulturlandschaft hervorgebracht. Durch Beweidung und Mahd sind offene Grünlandstandorte entstanden, die vielen seltenen, konkurrenzschwachen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten.
Landschaftspflege und Artenschutz am artenreichen Hauchenberg – Eine Besonderheit im Alpenvorland11/11/2021
![]() Bürgermeisterin Martina Wilhelm (2.v.l.) macht sich ein Bild von den Pflegeflächen zusammen mit Sarina Thiel vom Landschaftspflegeverband (1.v.l.) und den Landschaftspflegern (v.l. nach r.) Christian Mayer, Peter Jäck und Andreas Mayer. Im vorderen Bereich ist der Farn nach zwei Jahren Pflege bereits sichtbar zurückgegangen. Im hinteren Bereich wird dieses Jahr erstmalig auch gepflegt. Der Landschaftspflegeverband und die Gemeinde Missen-Wilhams pflegen mit ortsansässigen Landwirten Weideflächen zum Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft und ihrer Artenvielfalt.
Die Borstgrasrasen am Hauchenberg stellen ein Juwel im Allgäuer Alpenvorland dar. Da der Höhenzug während der letzten Eiszeit wahrscheinlich eisfrei war, kam ihm als Rückzugsort unserer einheimischen Arten eine besondere Bedeutung zu. Auch heute bieten die trockenen Südhänge, die traditionell als Weiden genutzt werden und einen wichtigen Bestandteil der Kulturlandschaft im Bergstättengebiet bilden, einen Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Viele seltene Tagfalter, wie z. V. der Frühlings-Perlmuttfalter tummeln sich auf den Flächen, ebenso wie zahlreiche Orchideen und andere geschützte Blütenpflanzen. Man muss kein Biologe sein, um die hohe Biodiversität auf den Flächen wahrzunehmen. Doch dieses Paradies für Pflanzen und Insekten wurde in den letzten Jahren zunehmend gefährdet und drohte zu verschwinden. Großflächige Adlerfarn-Aufkommen und artenarme Strauch- und Baumbestände machten sich auf wertvollen Biotopflächen breit. Dies führte zu einer zunehmenden Beschattung der Magerweiden und zu einer Bedrohung der dort- vorkommenden Arten. Dieses Problem ließ sich nur durch Beweidung nicht mehr in den Griff bekommen, da Rinder den leicht giftigen Adlerfarn und die Gehölze nicht abfressen, sondern meiden. Daher wurde der Landschaftspflegeverband 2019 tätig, um in enger Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirten und Fördermitteln des Freistaates dem Artenschwund entgegenzuwirken und den wertvollen Magerrasen-Biotopverbund am Hauchenberg zu erhalten. Am Freitag, den 29.10.21 fand die Preisverleihung der 1. Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft statt, bei der gleich zwei Landschaftspfleger aus Buchenberg mit Gold ausgezeichnet wurden.
Im Mai gab Landrätin Indra Baier-Müller den Startschuss für die erste Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft. Erstmalig konnten sich Landwirte und Älpler aus dem gesamten Landkreis mit ihren artenreichen Wiesen und Weiden zur Wiesenmeisterschaft anmelden. Gesucht waren Kulissen, die einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt leisten und gleichzeitig gut in den landwirtschaftlichen Betrieb integriert sind. Mit dem Wettbewerb wollten die Veranstalter (Projekt Allgäuer Alpvielfalt, Biodiversitätsberatung des Landkreises sowie das Zentrum Naturerlebnis Alpin (Alpinium)) die besonderen Leistungen der Land- und Alpwirtschaft würdigen, mit denen sie einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz und das Allgäuer Kulturgut leisten. Auf die Sieger warteten Sachpreise und Goldbarren, die vom Landkreis Oberallgäu und der Sparkasse Allgäu gestiftet wurden. Bürgermeister Joachim Konrad und Geschäftsführerin Leonie Schaefer begrüßen die Teilnehmer der Jubiläumstour Am Freitagnachmittag (17.09.2021) feierte der Landschaftspflegeverband Oberallgäu-Kempten e. V. sein 25-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass lud der Verein seine Mitglieder, Förderer und Unterstützer aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutz zu einer Jubiläumstour ins Strausbergmoos ein. Während einer kurzen Moorexkursion konnten die Besucher viele seltene Pflanzen- und Tierarten, sowie Landschaftspfleger in Aktion bewundern, die im Rahmen der Landschaftspflege gerade wertvolle Streuwiesen mit Spezialmaschinen mähten. Der LPV kümmert sich seit 2011 um die Pflege und den Schutz des Strausbergmooses, das zu den national bedeutsamen „Elitemooren“ der bayrischen Alpen zählt. Während einer abschließenden gemütlichen Einkehr auf die Strausberg Alpe, blickten Mitglieder und Akteure der ersten Stunde, wie etwa Ernst Wirthensohn, Gebhard Kaiser, Karl Tannheimer, Peter Freytag und Herbert Seger auf die Anfänge des LPV zurück. Ein besonderer Dank ging an den ehemaligen Geschäftsführer Stefan Pscherer und an alle Landschaftspfleger, ohne die die Erfolge der vergangenen Jahre nicht möglich gewesen wären. Ein herzliches Dankeschön für die Berichterstattung zur Jubiläumstour: Natur- und Kulturlandschaft erhalten" von Josef Gutsmiedl vom 25.09.21, mit freundlicher Genehmigung des Kreisboten. 25-Jahre Landschaftspflegeverband Oberallgäu-Kempten e.V. von W. Schuhmeier in Ausgabe 39/2021, mit freundlicher Genehmigung des Allgäuer Bauernblattes. 25-Jahre Landschaftspflegeverband in der Region vom 09.10.21, mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung.
Hier die Berichte zur Kulisse: "Mähen für mehr Naherholung - Was hinter den Arbeiten am Bachtelweiher in Kempten steckt", von Frau Schellhorn, mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
und "Bachtelweiher - Dickicht weicht Blühwiesen" von Frau Knapp, mit freundlicher Genehmigung des Kreisboten |
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